Was ist Gesundheitsökonomie?

Eine einfache Definition mit komplexer Bedeutung

Einer einfachen Definition folgend, ist Gesundheitsökonomie die Anwendung ökonomischer Prinzipien auf die Gesundheit und das Gesundheits- bzw. Pflegewesen. Doch was damit im Detail gemeint ist, ist oft nicht sehr klar.

Im Kern steht das ökonomische Problem der Ressourcenknappheit, mit dem auch Gesundheits- und Pflegewesen konfrontiert sind. Daher ist es notwendig, die Frage zu stellen, wie die Gesellschaft mit den gegebenen Mitteln für die einzelne Person, aber auch für die Bevölkerung insgesamt, den größten Nutzen erreichen kann.

Anhand dieser Grundfrage wird bereits klar, dass man sich wissenschaftlich in einem gesellschaftlichen Spannungsfeld bewegt. Oft fällt es schwer, Gesundheit im Kontext von Geldangelegenheiten zu diskutieren oder gar zu denken. Rasch werden ethische Bedenken laut, wenn ökonomische Überlegungen, also zum Beispiel Kosten- und Nutzenaspekte, auf Gesundheits- und Pflegeleistungen angewandt werden. Das Problem dabei ist aber, dass die Realität begrenzter Mittel nicht dadurch verschwindet, dass einer Diskussion darüber ausgewichen wird. Ganz im Gegenteil bedeutet das „Wegschauen“ und „Sich-nicht-beschäftigen-wollen“ doch, dass die Gesellschaft solche schwierigen Entscheidungen an die im Gesundheitswesen Arbeitenden oder Angehörigen delegiert, die somit die Unzulänglichkeiten des Systems austragen müssen. Gleichzeitig bedeutet es auch, sich damit abzufinden mit den beschränkten Mitteln weniger als das Maximum für Kranke und Pflegebedürftige zu erreichen.

Nicht selten legen die Erkenntnisse der Gesundheitsökonomie (akuten) Änderungsbedarf frei. Änderungen am Status-quo erfordern jedoch Anpassung von den Beteiligten, wobei politische Interessen berührt und althergebrachte „Traditionen“ hinterfragt werden. Dies führt oft zu Abwehrhaltungen und Beharrungsbestrebungen. Nur mittels wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse, die durch entsprechende Kommunikation und Nachvollziehbarkeit breite Akzeptanz genießen, können solche Systemrigiditäten überwunden werden.

Die Sicht der ATHEA

Die ATHEA möchte in einer oftmals irrational geführten Diskussion die Schaffung und Verwendung rationaler Argumente fördern. Wir glauben, dass die Gesundheitsökonomie die notwendige Wissensbasis schaffen kann, die hilft, unser Gesundheits- und Pflegewesen im Sinne der österreichischen Bevölkerung zu verbessern.

Wir erkennen dabei die Grenzen der Gesundheitsökonomie an. Wissenschaft kann die Evidenz als Basis für Entscheidungen liefern, es verbleibt aber in unterschiedlichem Ausmaß die Notwendigkeit der politischen Bewertung. Diese sollte aber eben auf der besten zur Verfügung stehenden Wissensgrundlage beruhen.

Wir erkennen auch an, dass zur Erreichung dieser Ziele ein weites Spektrum an Methoden eingesetzt werden muss. Wir befürworten pluralistische theoretische Zugänge und die Verwendung von quantitativen und qualitativen Methoden sowie den Dialog mit verwandten Disziplinen.

Personen gestalten ihr Leben in komplexen Interaktionen mit der sozialen und physischen Umwelt. Gesundheit und Wohlbefinden hängen von physischen, psychischen und sozialen Determinanten ab. Wir sehen daher als Feld der Gesundheitsökonomie sowohl das Gesundheits- als auch das Pflegewesen und verwandte Bereiche des Sozialwesens an.

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